Das Programm begann um 9.00 Uhr mit einer Führung durch das Münzmuseum von Münzmeister Werner Anfang, bei dieser wurden alle Münzprägemaschinen durch die Mitglieder des Arbeitskreises und der Tiroler Gesellschaft genauestens besprochen. Hrn. Anfang sei auf diesem Wege gedankt für die ausführliche Führung und das Zeigen aller Maschinen in Aktion. Im Anschluss bestiegen die Teilnehmer den Münz- und den Treppenturm und besichtigten noch die Ausstellung der Haller Stadtarchäologie. Nach einer Mittagspause folgte um 12.45 Uhr eine Stadtführung durch die Haller Altstadt, ermöglicht durch den Tourismusverband Hall -Wattens, vielen Dank. Um 14.00 Uhr trafen sich alle zur Sitzung in den Vereinsräumlichkeiten der Tiroler Numismatischen Gesellschaft in der Burg Hasegg.
Dr. Dietrich Klose bedankte sich für die herzliche Aufnahme und das tolle Rahmenprogramm, das bei herrlichem Herbstwetter stattfinden konnte.
Der Arbeitskreis für Experimentelle Numismatik besteht seit 2006 und ist eine offene Gesellschaft, der sich jedermann, der Interesse an Münztechnik hat, anschließen kann. Die Mitglieder dieser Gesellschaft erforschen Münztechniken, die Herstellung von Stempeln, die Art der seinerzeit verwendeten Fertigungswerkzeuge. Dazu sind praktische Erfahrungen über Prägetechniken und Werkzeuge nötig.
Zu diesen Themen fanden Diskussionen über „kreisförmige Rillen auf Ptolemäischen Münzen, sowie die Entstehung von Ansenkungen, Aushang, Zerfransungen, Riefen, Schleifspuren“, statt.
Als Beispiele wurden Römische Provinzial-Prägungen aus der Sammlung Aulock und Münzen aus Römischen Prägungen bzw. Ptolemäische Großbronzen angeführt. Auch über die Entstehung von Kreisen auf 20 Heller-Münzen aus Deutsch-Ostafrika wurde eingehend diskutiert. In diesem Fall wurden jedoch nur Veränderungen bei der Vergrößerung der Münzen entdeckt. Es wurden Überlegungen über die Ausführung und Form von Veränderungen (kreisrunde Rillen diagonal bzw. Veränderungen bei Nachbearbeitungen, bzw. die Entstehung von dezentraler Körnung der Münzen) angestellt.
Dr. Neussel warf die Frage auf, ob die dezentrale Körnung entstanden sein könnte, weil bei der Prägung die Ober- und Unterseiten versetzt waren, bzw. bei zentralen Bohrungen durch Haltevorrichtungen vor oder nach der Prägung. Eventuell könnten Vertiefungen auf den Schrötlingen durch Haltevorrichtungen entstanden sein. Die Kreise könnten entweder vor der Prägung entstanden sein, oder diese waren bereits auf den Stempeln vorhanden.
Schleifspuren könnten auf Urmatrizen, Patrizen oder Matrizen gewesen sein, bzw. könnte auch eine gewisse Ungenauigkeit der Stempelarbeiter (Alkohol, Schlampigkeit) diese Spuren verursacht haben.
Durch Drehen auf der Drehbank und das nachträgliche Abarbeiten durch eine Feile sind Diagonalspuren ersichtlich. Auch könnten die Spuren nach der Prägung durch das Festhalten der Münze entstanden sein.
Es wurden eine Unzahl von Fragen über die Abfolge der Herstellung und die Werkzeuge, die zur damaligen Zeit verwendet wurde, aufgeworfen, die wahrscheinlich erst nach praktischen Versuchen der Reproduktion, beantwortet werden können.
Daran folgte ein kurzer Vortrag von Dr. Benad-Wagenhoff Erläuterungen über Herstellung von Walzen für die Walzenprägung und deren Verbreitung in ganz Europa und das Justieren und Ausschneiden der Münzen nach erfolgter Prägung. Es wird angenommen, dass diese Methode nach Gefühl praktiziert wurde, denn erst ab dem 19. Jahrhundert gab es Feinmesstechniken.
Matthias Brüstle erörterte die Prägung von Kupfer-Silber-Prägungen „Coriosolites“ und Sinterversuche und Studien über Risse - Bildungen.
Anschließend wurde über die Auflistung von Richtlinien zur Herstellung von Stempeln für Spindel- bzw. Hammerprägung bzw. die Dokumentation von bestimmten Techniken zur Reproduzierbarkeit der Münzen angeregt.
Weitere teilnehmende Mitglieder des Arbeitskreises Dr. Auer, Guy Franquinet, Hr. Schlapke, Dr. Ziegaus, Prof. Jannis Hourmouziadis, Rahel Ackermann, Ruedi Kunzmann und Hortensia von Roten.
Die Diskussionen wurden im Rahmen eines Umtrunkes der TNG weitergeführt und mit einem abschließenden gemeinsamen Abendessen um 19.00 Uhr im Gasthaus Schwarzer Adler, beendet.
Der Arbeitskreis für Experimentellen Numismatik lud die Tiroler Numismatiker zur nächsten Sitzung in München ein, bei der praktische Versuche auf einer eigens konstruierten Drehbank durchgeführt werden sollen und weitere Erkenntnisse und Ergebnisse besprochen werden.
Die TNG erlebte durch das Treffen mit dem Arbeitskreis für Experimentellen Numismatik das Thema Münzen aus einem anderen Blickwinkel und stellt somit eine interessante und aufschlussreiche Erweiterung der numismatischen Perspektiven dar.
Treffen des Arbeitskreises für Experimentelle Numismatik
Das diesjährige Treffen des Arbeitskreises für Experimentelle Numismatik fand auf Einladung der Tiroler Numismatischen Gesellschaft in der alten Münzstadt Hall in Tirol statt. Es waren Teilnehmer aus Deutschland, Italien, Österreich, Belgien und der Schweiz angereist.